Das kann ich nämlich, lustig sein. Ich bin fucking hilarious die meiste Zeit, fragt mal meine Freundinnen, meine Schwestern und/oder meine Dungeons and Dragons Gruppe. HI. LA. RI. OUS. Aber im letzten Monat hab ich mich echt einfach pausenlos über irgend einen Müll aufregen müssen. Da hätte es sich natürlich angeboten, zu bloggen. Andererseits käme dabei nur virtuelles Rumgeschreie heraus.
Ich bin nämlich echt verdammt genervt.

Die Schuld trägt ja grösstenteils die Politik. Ist klar, was sonst kann einem so auf den Magen schlagen? Wir hatten Abstimmungen. Die KatalanInnen – trotz erheblichen Widerstands der spanischen Zentralregierung – auch. Die Deutschen haben gewählt. In den USA werden Menschen erschossen und es darf noch immer nicht über die Regulierung von Schusswaffen diskutiert werden. Sobald ich einen Post über zwanghafte Mansplainer veröffentliche, kommt ein Mansplainer daher, um mir meine Argumentation zu mansplainen. Kurz, es ist alles gerade etwas mühsam. Ah jo, zusätzlich habe ich auch eine Prüfung verkackt. Hrmpf. Das ist aber irgendwie mein kleinstes Problem.
Aber was tun? Wenn etwas passiert, das mir nahegeht, sehe ich mich immer ein bisschen in der Pflicht, darüber zu schreiben. Weniger wegen meinem Publikum, das mengenmässig ja wahnsinnig überschaubar ist, als wegen mir selbst. Wenn mir Dinge nahegehen, muss ich etwas tun. Und wenn wir schon marschieren gehen, dann sollten wird das auch dokumentieren; die grosse Chance unseres Zeitalters ist die Möglichkeit, Aktionen über die sozialen Plattformen bekannt zu machen und so Signale zu senden. Damit die Menschen in Katalonien wissen, dass sie Verbündete haben. Damit Flüchtlinge wissen, wieso in Zürich noch lange nicht das letzte Wort zu ihren Sozialleistungen gesprochen ist. Damit die USA vom ganzen Rest der Menschheit hören, dass ihre Handhabung von Schusswaffen absolut jenseits von Gut und Böse ist. Ich möchte sozusagen meine Stimme erheben, denn wir alle wissen, dass Schweigen Komplizität mit den Oppressoren bedeutet. Wenn auch nur eine Person etwas liest, das ihr hilft, ist der Zweck erfüllt.

Hier liegt natürlich auch die Problematik, denn wenn es so viel Furchtbares gibt, schreien wir alle ohne Unterlass. Als ich die Bilder aus Katalonien am Sonntag gesehen habe, habe ich geweint. Aus Trauer, Angst und Fassungslosigkeit. Es ist unvorstellbar, dass ein Land, das sich selbst als Demokratie versteht, seine eigenen Leute mit dieser Brutalität angeht. Es ist unvorstellbar, dass eine Regierung die lokalen Behörden durch die Militärpolizei zum Schweigen bringt. Es ist unvorstellbar, dass in einem Land, das erst vor 40 Jahren die Fesseln der Diktatur abgeworfen – oder vielleicht auch nur zeitweilig vorsichtig zur Seite gelegt – hat, sich ein derart brachiales Vorgehen erlaubt, um eine Volksbefragung zu verhindern. Das alles riecht zu sehr nach Totalitarismus, nach Faschismus, als dass man es in einer Zeit, in der in Deutschland die Rechtsradikalen wieder Einzug in den Bundestag nehmen, ignorieren könnte.
Manchmal verzweifle ich ein bisschen an der Menschheit. Vor allem, wenn ich Kommentarspalten lese. Die Kommentare unter jedem Beitrag zu Feminismus rechtfertigen Feminismus; die Kommentare unter jedem Beitrag zu Rassismus und Xenophobie zeigen auf, wie sehr diese Eigenschaften in uns verwurzelt sind. „Woher wissen wir, ob es dort wirklich so schlimm war, dass die Syrer fliehen mussten?“ fragte mein Klassenkamerad, dessen Eltern damals aus Jugoslawien geflohen waren, ganz ohne Ironie. Ich finde es schwierig, die Hoffnung nicht völlig zu verlieren.
Und deshalb habe ich gar nicht geschrieben. Alles wäre voller Zorn gewesen, voller Verzweiflung. Aber Schweigen ist auch keine Lösung. Es ist schlussendlich wohl eine Frage der Balance. Deshalb gibt es übers Wochenende meinen unendlich wütenden Beitrag über Spanien, und danach wieder etwas Lustiges. Versprochen. Ich brauch auch mal wieder was zum Lachen.
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